Herzschlag einer Gemeinschaft: Die einzigartige Begegnung mit meinem Lieblingsstadtteil
Ich bin in Stade geboren und in den ersten Jahren meiner Kindheit besuchte ich oft meine Großeltern, die am Horstfriedhof wohnten. Ich habe meine Großeltern geliebt und ich habe es geliebt, dort zu sein, in der Nachbarschaft wohnten einige der 10 Geschwister meiner Oma. Es war mein Paradies. Der Garten war eine wildwuchernde Blumenwiese mit Apfelbäumen und ein paar Bänken. Gegenüber vom Garten wohnte die Familie des Bruders meiner Oma mit ihren Hühnern und Tauben. Hier, wo die Gemeinschaft alles trug, trotzte sie den Schatten des Krieges. Jeder von ihnen hatte einen Verwandten im Krieg verloren, dennoch strahlten sie Herzlichkeit und Heiterkeit aus und hatten immer einen lustigen plattdeutschen Spruch auf den Lippen. Morgens saßen die Ältesten auf den Bänken und tauschten in Plattdeutsch ihre Geschichten aus. Die Hühner, in ihrer tiefen Gelassenheit, führten leise Dialoge über die Geheimnisse ihres Lebens. "Wie geeiht di dat?", die Hühner schienen den Plausch aufzugreifen und antworteten mit einem sanften Gookh-Gookh und die Tauben gurrten. Es war ein Ort der Ruhe, ein harmonisches Geflecht aus Gesprächen und Naturgeräuschen. Hier fand ich nicht nur meine Großeltern, sondern auch eine lebendige Gemeinschaft, die in den einfachen Momenten des Daseins verwurzelt war. Diese Kindheitserinnerungen tragen mich bis heute und bestimmen meine Werte.
Nach nunmehr fast 60 Jahren lebe ich zufälligerweise wieder an diesem Ort und freue mich hier zu sein. Ich höre die Tauben gurren und frage mich, sind das die Nachfahren von damals? Sogar der Nachtzug kommt immer noch und tutet wie früher. Ich erinnere mich an jene Zeit, die zeitlos und erfüllt von Glück war und merke daß es wichtig ist, sich für den Erhalt von Gemeinschaft, Frieden und dem kostbaren Geheimnis der einfachen, doch bedeutsamen Augenblicken des Lebens zu engagieren. Denn in der Einfachheit des direkten Miteinanders liegt eine Tiefe, die uns bereichert und uns an das erinnert, was wirklich zählt – die Beziehungen, die wir pflegen und die kostbaren Momente, die wir miteinander teilen.
Sabine Timmann
Onkel Karl, mein Bruder und ich auf der Bank
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